Alles ist seltsam in der Welt

Freitag, 17. März 2023
20.00 Uhr

INGEBORG GLEICHAUF
Gertrud Kolmar – Ein Porträt
Gertrud Kolmar (1894–1943) gilt als bedeutende deutschsprachige Dichterin. Trotz ihres großen Ranges ist die jüdische Schriftstellerin jedoch bis heute nicht ausreichend gewürdigt worden. Kolmar hat Gedichte, Dramen und Prosa geschrieben und ein spannendes Briefwerk hinterlassen.
Lesung zum 80. Todestag von Gertrud Kolmar

Ingeborg Gleichauf
Für ihre heutigen Leserinnen und Leser ist die Lektü­re Kolmars mit dem Wissen um deren Ermordung in Auschwitz verknüpft. Da es kaum Fotos von Kolmar gibt, zeigen die meisten ihrer Bücher – wie auch dieses – das melancholische Porträt der Autorin aus dem Jahr 1928. Doch ihr literarisches Werk wie auch ihre Briefe sind mittlerweile gut zugänglich, und sie zeigen ein deutlich vielseitigeres Bild. Gertrud Kolmar ist eine radikale Dichterin, die in keine Kategorie passt. Sie schreibt zart und hart, poetisch, prosaisch, dramatisch, lässt Frauen und Männer, Tiere, Pflanzen und Dinge sprechen. Sie schreibt über Ankommen und Weggehen, Stillstand und Bewegung, über Frau­-Sein, Mann-Sein und Kind­-Sein, Pflanzen und Tiere, Krieg und Frieden, Fremdheit und Nähe. Und sie tut das nicht nur wortgewaltig und voller starker Bilder, sondern zuweilen sogar komisch bis hin zum Grotesken.
Ingeborg Gleichauf begibt sich auf die Spur der jüdischen Dichterin und porträtiert in »Alles ist seltsam in der Welt« eine vielseitige Schriftstellerin, die uns auch heute noch viel zu sagen hat.